II. Die Stufen des Erbes
Entwicklung und Selbstrealisation

II. Die Stufen des Erbes

30.01.2023Oleg Bokachov
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Der Mensch als geistiges Wesen existiert gleichzeitig in drei Sphären oder Ebenen der Realität:

  • das wahre Selbst — auf der höheren Ebene — in der Sphäre des Denkens;
  • das falsche „Ich“ — auf der inneren Ebene — in der Sphäre der Gefühle;
  • das dichte „Ich“ — auf der  äußeren Ebene — in der Sphäre der Handlungen.

Die höhere Ebene trägt Sinngehalte, die innere Ebene trägt Empfindungen, die äußere Ebene — Objekte.

Die äußere Ebene der Realität ist für jeden offensichtlich und besteht aus sichtbaren materiellen Objekten, Menschen, Wesen und unseren eigenen Handlungen unter ihnen.

Wenn der Mensch seine Aufmerksamkeit von der visuellen Wahrnehmung der sichtbaren Welt auf seine inneren Empfindungen lenkt, wendet er sich der Gefühlssphäre seiner Natur zu, die für jeden von uns einzigartig ist. Jede Empfindung ist eine lebendige Kraft die uns besucht hat, jede Fähigkeit ist eine Kraft die wir gemeistert und zu eigen gemacht haben.

Richtet man die Aufmerksamkeit noch höher, auf die Sphäre des Denkens, kann der Mensch unter den Sinngehalten die ihn erfüllen den höchsten finden für den er lebt. Nachdem er ihn erkannt hat, wird er beginnen in der Außenwelt nach jenen zu suchen, die auch für diesen Sinn leben. Und dann können sie zu Gleichgesinnten werden und vielleicht, nachdem sie sich organisiert haben, eine starke Struktur aufbauen, um diesen Sinn zu verwirklichen. Dieser höhere Sinn wird im Russischen Rod (auf Deutsch Genus, Art, Abstammung) genannt und vereint die durch ein gemeinsames Merkmal gekennzeichneten Menschen. Derjenige, der als erster sein Genus als seine führende Kraft erkannt hat, wird zum Wegbereiter, zum Oberhaupt des Clans. Die von ihm initiierte Struktur der Menschen kann als Clanstruktur (vom altgriechischen kalon — “Baum”) bezeichnet werden. Dies ist eine hierarchische Organisation, die einem Baum ähnelt, dessen Zweige verschiedene Familien mit eigenen Familienunternehmen sind.

Alle drei Realitätsebenen stehen jedem von uns offen, aber je höher die Ebene, desto schwieriger ist es, die Aufmerksamkeit darin zu halten und sich bewusst von ihr leiten zu lassen. Auf der Erde leben Menschen verschiedener Nationen, verschiedener Natur und verschiedener Abstammung. Viele leben nur auf der äußeren Ebene und ignorieren die Höhere und die Innere. Sie können als soziale oder Volksmenschen bezeichnet werden. Weniger Menschen leben in der äußeren und inneren Realität, das sind natürliche oder Naturmenschen. Und es gibt nur sehr wenige von denen, die gleichzeitig auf den höheren, inneren und äußeren Ebenen bewusst existieren. Das sind Menschen, die dem Genus bewusst angehören. Die Neigung, in gewissen Realitätsebenen zu verweilen, bestimmt auch unsere Fähigkeit, unser Erbe zu bilden, welches dadurch als soziale, natürliche oder das Genus- oder Ahnenerbe bezeichnet wird.

Wenn wir die sechs Werte kennen, die ein Mensch durch seine Tätigkeit erschaffen kann, können wir auch verstehen, welche Art von Erbe er hinterlässt. Das soziale Erbe besteht aus Handel (Ergebnis) und Dienstleistung (Image), das Naturerbe — aus Produkt (Produktion) und Ziel (Strategie), und das Ahnenerbe — aus Beziehungen (Berufung) und Sinngehalt (Konzept).

Das Ahnenerbe vereint die Menschen in einer Struktur — einem Clan. Das Naturerbe verbindet die Menschen zu einer Familie. Das soziale oder Volkserbe besteht darin, Kinder zu erziehen und Geld, Eigentum oder eine Beteiligung an einem Unternehmen als Erbschaft zu hinterlassen.

Das Ahnenerbe ist unvergänglich, das Naturerbe ist echt, das soziale Erbe ist veränderlich.

Durch das genaue Wissen über die drei Arten des Erbes und sechs möglichen Werte macht der Mensch den ersten Schritt, um das Produkt zu identifizieren, das am besten zu ihm passt und die Grundlage seines Erbes werden kann.

 Der Begriff “Rod” lässt sich nicht so leicht aus dem Russischen übersetzen, da der in ihm erhaltene Sinn in anderen Kulturen noch mehr als im Russischen in Vergessenheit geraten ist und die entsprechenden Wörter praktisch nicht mehr existieren oder ihre Bedeutung verloren haben. Rod ist im Russischen in den Begriffen wie “Eingeborener”, “Verwandter”, “Mutterland”, “Geburt” enthalten. Das Wort kann von der alten Wurzel ordъ — “wachsen”, “steigen” oder ortho — “gerade stehender”, “aufstehen”, “steigen” stammen. Es ist auch bekannt, dass Rod der slawische Gott ist, der Schöpfer der Welt und der Vater der ersten Generation der hellen Götter-Väter. Er ist die Ursache aller Ursachen, der Gründer und das Wesen des Universums, er hat Licht und Dunkelheit geschaffen.
Auch dieses Zitat wendet sich diesem Begriff zu: “Grimm hat bereits an das slawische Rod erinnert, das von roditi (gignere) herkommt; ich möchte nun — ohne Beweis — vermuten, dass das slawische Rod entweder eine Entlehnung des deutschen Wortes Art ist, oder dass sowohl Art als Rod sehr alte Übersetzungen des lat. genas sind.” Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 24606.
Diese Wurzel ist noch im deutschen in Begriffen wie “roden”, “ausroden” oder auch “Rod” im Sinne von “Stiel”, “Schaft”, “Säule”, “Pfahl” und im englischen als “rod” im Sinne von “Symbol der Macht, oder Autorität” oder auch in “lightning rod” — “Blitzableiter” — zu treffen. Sinngemäß könnte man es auch mit den Begriffen “Ahnenstamm” oder “Genus” in Verbindung bringen. Das letzte Wort ist auch mit dem Genitiv direkt verwandt, welcher auch immer seltener gebraucht wird. In diesem Text werden wir den Begriff Genus dem russischen Rod gleichsetzen und entsprechend verwenden.

 

Bild von Akshat Vats auf Unsplash.com

Autor

Oleg Bokachov

Widmet sich seit mehr als 25 Jahre lang dem Studium der Grundprinzipien fraktaler Systeme und der Entwicklung des eigenen systemanalytischen Ansatzes welcher auf der natürlichen Hierarchie der Funktionsebenen des menschlichen Körpers basiert. Durch seine Arbeit setzt Oleg Bokachov die Tradition der nicht-dualistischen Philosophie fort. Er ist Autor von drei Büchern und einer Reihe von Artikeln und analytischen Studien.